"Worte können sein wie winzige Arsen-Dosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger Zeit ist die Gift-Wirkung doch da."
Das stellte der Romanist Viktor Klemperer 1945 im Zuge seiner detaillierten Beobachtungen der Sprache des deutschen Faschismus fest. Mit Sprache beschreiben wir nicht die Wirklichkeit, so Klemperer, sondern wir schaffen sie erst maßgeblich. Diese These bildet den Ausgangspunkt dieser Abendveranstaltung zur Macht rechter Sprache.
Von so harmlos anmutenden Begriffen wie „Flüchtlingskrise“ über „Obergrenze“ bis hin zu „Umvolkung“ – Mit dem Erstarken rechtsextremer und fremdenfeindlicher Bewegungen und Parteien, wie Pegida und der AfD, hat sich auch eine neue rechte bis faschistoide Sprache entwickelt, die mitunter Einzug in die breite Öffentlichkeit gehalten hat. Doch: Was machen diese Begriffe? Woher kommen sie? Wer verwendet sie und warum?
Uns interessiert zum Einen, wie durch die Sprache der Pegida-Bewegung beispielsweise, ein Weltbild, eine Art Parallel-Wirklichkeit geschaffen wird, das nach außen abgeschirmt und resistent gegenüber Argumenten ist. Zum anderen fragen wir inwiefern und warum rechte und fremdenfeindliche Strömungen erfolgreich einige ihrer Begriffe salonfähig machen konnten. Inwiefern wird hier Sprache als strategisches Mittel von Politik eingesetzt?
Nicht zuletzt wird aber zu diskutieren sein: Wie können wir uns vor dem schleichenden Einzug von Begriffen und Sprachformen entgegenwirken, die verletzen, ausgrenzen oder die Wirklichkeit verdrehen?
Dr. Robert Feustel, Jahrgang 1979, beschäftigt sich mit politischer Theorie, Kultur- und Subjektphilosophie sowie Wissenschaftsgeschichte. Feustel ist Politikwissenschaftler von Haus aus, promovierte in Leipzig, lehrt und arbeitet immer noch dort. Als einer der Autoren des vor kurzem veröffentlichten "Wörterbuch der besorgten Bürger" ist er ein Kenner der Sprache rechtsextremer und Fremdenfeindlicher Bewegungen.
Anne Diehr M.A., Jahrgang 1986, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Institut für Deutsche Philologie der Universität Greifswald und beschäftigt sich in der Lehre unter anderem mit Sprache im Nationalsozialismus, Diskurslinguistik sowie dem Zusammenhang von Sprache und Identität. Sie promoviert im Bereich der Germanistischen Sprachwissenschaft zu sprachlichen Identitätskonstruktionen im Diskurs über Geflüchtete in ausgewählten Onlinemedien.
Infos und Anmeldung: dahlmueller@bildungswerk-boell.de
Dies ist eine Veranstaltung des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung.
Sie wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die extrem rechten Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.
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