In diesem alle zwei Wochen stattfindenden Lesekreis setzen wir uns mit kritischen Texten auseinander, in denen die bestehende Gesellschaft als eine zu verändernde begriffen wird. Die Suche nach und Entwicklung von Perspektiven der Befreiung ist dabei unser leitendes Motiv. Fristet die radikale Gesellschaftskritik an den Universitäten und Schulen nur ein Schattendasein, soll sie in diesem Lesekreis im Mittelpunkt stehen. Alle sind eingeladen, sich an dieser Suche zu beteiligen. Vorkenntnisse sind keine Voraussetzung – die Bereitschaft zu lesen und sich auseinanderzusetzen schon.
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puhlmann@bildungswerk-boell.de
Der gewöhnliche Ablauf wird sein, dass wir die Texte zu Hause lesen, sie in der Sitzung kurz zusammengefasst und dann gemeinsam diskutiert werden. Für einen leichteren und überschaubareren Zugang haben wir den Lesekreis in Blöcke á 4-5 Sitzungen eingeteilt. Wir beginnen mit dem Block »Psychologie der Befreiung«.
Psychologie der Befreiung:
„Warum handeln so viele Menschen gegen ihre objektiven Interessen“ war eine der Grundfragen der Kritischen Theorie, da es nicht zu der erwarteten sozialen Revolution kam, sondern zum Faschismus. Die Herrschaftsstrukturen schienen so stark in den Individuen verankert zu sein, dass es sinnvoll erschien, sich verstärkt mit der Psychologie der Individuen zu befassen. Auch heute erscheinen die bestehenden Verhältnisse zementiert und neben dem verkehrten Bewusstsein scheint auch die Psyche der Menschen die Verhältnisse zu stabilisieren. Daher wollen wir uns in diesem Block "Psychologie der Befreiung" mit vier zentralen Texten beschäftigen:
Beginnen werden wir am 12. Januar mit dem Herrschaft und Knechtschaftkapitel aus der "Phänomenologie des Geistes" von Hegel (Selbstbewußtsein). Dieser Text beeinflusste sehr stark Marx, die Frankfurter Schule und den französischen Poststrukturalismus.
Beim zweiten Termin am 26. Januar werden wir einen Text von Jessica Benjamin aus ihrem Buch „Die Fesseln der Liebe“ als Grundlage nehmen. In einem Kapitel wendet sie Hegels Herrschaft/Knechtschaftsverhältnis auf die "Geschichte der O" an. Sie selbst ist Feministin, die auf der Grundlage der Kritischen Theorie argumentiert.
Als drittes, am 9. Februar, beschäftigen wir uns mit einem Kapitel aus Frantz Fanons Buch „Die Verdammten dieser Erde“, in dem er sich anhand von Hegels Herr/Knechtverhältnis mit der inneren Kolonisierung und der Befreiung daraus auseinandersetzt. Er richtet sich hier vor allem an die unterdrückten Menschen aus den Kolonien, aber auch für uns ist dieser Text nach wie vor relevant.
Der vierte Text wird voraussichtlich aus der Einleitung zu den Studien zum autoritären Charakter von Adorno sein. Der Termin ist noch nicht endgültig klar, entweder der 16.2. oder der 9.3. Gerade die sehr unterschiedlichen Typen, die Adorno hier skizziert, sind für uns heute immer noch sehr interessant.
Mit: Micky Haque
Diese Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
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