Mitten im Grün der Großstadt, im Prinzessinnengarten, bieten wir die Gelegenheit, mehr über das Thema Saatgut und Saatgutpolitik zu erfahren. Die politische Bedeutsamkeit von Saatgut auf lokaler und globaler Ebene wird, neben anderen interessanten Zusammenhängen, in drei Vorträgen beleuchtet. Referent*Innen aus verschiedenen Brandenburger und Berliner Saatgut-Initiativen stellen ihre Arbeit vor und erläutern die vielfältigen Verknüpfungen zwischen Politik und unserem Saatgut.
Fragen die uns während der Vorträge beschäftigen werden:
Wie spiegelt sich diese Saatgut-Monopolisierung in Kaufangebot und unserem Konsum-Ernährungsverhalten wieder?
Warum ist es wichtig, die Sortenvielfalt zu erhalten?
Welche Alternativen zur Monopolisierung des Saatguthandels gibt es?
Was können wir tun, um die Sorten- und Saatgutvielfalt zu erhalten?
Saatgut als Überlebensstrategie in Krisenzeiten?
Hintergrundinformationen: Die meisten Bauern und Bäuerinnen gewinnen ihr Saatgut nicht mehr aus den eigenen Pflanzen, sondern beziehen es von kommerziellen Saatgutzüchtern. Global agierende Agrarkonzerne beherrschen heute den Saatgutmarkt zum größten Teil. Sie schränken die Sortenvielfalt der Nutzpflanzen zu Gunsten konzerneigener Züchtungen immer stärker ein. Vorherrschende gesetzliche Rahmenbedingungen erschweren die Sortenanmeldung neu gezüchteter oder wieder marktfähig gezüchteter Sorten und tragen zur Sortenarmut und der Dominanz von Hybridsorten in der Lebensmittelproduktion bei. Nutzungsrechte und weitere gesetzliche Rahmenbedingungen erschweren die nehmen den Bäuerinnen und Bauern zunehmend die Möglichkeit, frei über Saatgut zu verfügen und dieses selbständig zu vermehren und zu verkaufen.
Ein weiterer Nachteil der starken Monopolisierung des Saatguthandels ist die wachsende Abhängigkeit der Landwirte von den Agrarkonzernen im globalen Süden. Neben den Kosten für den Saatguterwerb fallen enorme Summen für zusätzliche Produkte wie Pestizide und Herbizide sowie spezielle Düngemittel an. Der Einsatz dieser chemischen Produkte führt, neben enormen finanziellen Belastungen für die Bauern, zu zusätzlichen Problemen im ökologischen Kreislauf zwischen Mensch und Natur. Die Saatgutbranche ist heute so konzentriert wie noch nie, allen voran beherrschen drei große Konzerne: Monsanto, Syngenta und DuPont den größten Teil des globalen Staatgutmarkes, weitere Fusionen u.a. mit Chemiekonzernen sind geplant. Dies hat starke Auswirkungen auf die weltweite Saatgutgewinnung und den -handel, aber auch ganz konkret hier bei uns vor der Tür. Es ist Zeit über Alternativen nachzudenken!
Programm:
Begrüßung und kurze Vorstellung der einzelnen Initiativen und des Tagesprogramms
13 Uhr
Vortrag: Wer die Saat hat, hat das Sagen – Einblicke in globalisierte Ernährungssysteme zwischen „Supermarktisierung“ und Sortenvielfalt
Ute Spenger Nuamah, Soziologin, Publizistin & Aktivistin u.a. im Vorstand des VERN e.V.
15 Uhr
Führung durch den Prinzessinnengarten mit Fokus auf Saatgut
15.30 Uhr
Vortrag: Saatgutvielfalt als Saatgutbetrieb fördern und erhalten – Einblicke in die züchterische Praxis
Mit: Eve Bubenik und Winni Brand, Keimzelle- Saatgutbetrieb in West-Brandenburg mit Schwerpunkt auf dem Erhalt alter und seltener Kulturpflanzen
17 Uhr
Gemeinsamer Miniworkshop: Saatgut ausreinigen: Keimzelle+Social Seeds+VERN zeigen: Wie kann ich Saatgut reinigen?
17.30 Uhr
Vortrag: Saatgut und Gärten in Syrien während der Besetzung
Mit: Julian Bar Tal, 15th garden, ein syrisch-europäisches Netzwerk, das urbane Gärten und Landwirtschaftsprojekte in und außerhalb Syriens unterstützt.
Ihr Ziel: Ernährungssouveränität in Kriegs- und Krisenzeiten und für die Zeit danach
Neben den Vorträgen wird es im Prinzessinnengarten ab 14.30 Uhr ein Rahmenprogramm mit verschiedenen Ständen, Initiativen, Miniworkshops und Aktionen zum Mitmachen geben.
-Eintritt frei-
Anmeldung erbeten unter: lazova@bildungswerk-boell.de
Veranstalter: Bildungswerk Berlin der HBS in Kooperation mit dem Prinzessinnengarten
Veranstaltungsort:
Prinzessinnengarten, Prinzenstraße 35-38, U8 Moritzplatz, Eingang direkt am Moritzplatz
Die Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
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