Der Nahostkonflikt steht als ein zyklisches Nachrichtenzentrum regelmäßig im Zentrum massenmedialer Berichtererstattung. Bilder spielen in der journalistischen Aufarbeitung des Konflikts sowie in der politischen Kommunikation der Konfliktakteure eine zentrale Rolle. Bei den meisten Medienkonsument_innen herrscht jedoch Unsicherheit darüber vor, wie sie Bilder aus der Region einordnen sollen, da der Konflikt immer wieder durch eine oft stereotypisierte Bildberichterstattung von sich reden macht. Meist ist nicht bekannt, wer und unter welchen Bedingungen diese Bilder produziert. Dieses Wissen ist jedoch notwendig um die Bilder einordnen und kontextualisieren zu können. Anders als die Vermittlung eines kritischen Textverständnisses wird die Vermittlung kritischer Bildkompetenz immer noch stiefmütterlich behandelt.
Das Seminar „Fotoreporter im Konflikt“ nähert sich dem Thema systematisch an und schlüsselt anhand des Beispiels des israelisch-palästinensischen Konflikts die Produktions- und Publikationsbedingungen des professionellen Fotojournalismus auf und stellt die Pressefotografie und publizistischen Resultate deutscher Medien zur Diskussion.
Am ersten Seminartag steht nach einem Kennenlernen die Frage nach dem immateriellen Bild im Kopf über den Nahostkonflikt im Vordergrund.
Der zweite Tag startet mit einem Worldcafé, in dem es um die Erarbeitung einer gemeinsamen Perspektive auf den Fotojournalismus und seine zentralen Paradigmen vor allem hinsichtlich der Arbeit im Konflikt geht. Dem folgt eine zeit- und bildhistorischen Annäherung an den israelisch-palästinensischen Konflikt. Nach dem Mittagessen folgt eine Analyse von Bildern aus der tagesaktuellen Berichterstattung über die Region in deutschen Tageszeitungen. Im zweiten Teil des Nachmittags werden ausgehend von dem für das WDR gedrehten Dokumentarfilm „Schusswechsel“ die Produktionsbedingungen des Fotojournalismus in der Region unter die Lupe genommen und diskutiert.
Am dritten Tag geht es um die Auseinandersetzung mit Fotoreportagen und deren Potential einer erzählerischenDarstellung des Nahostkonflikts. Als besondere publizistische Form der Dokumentarfotografie soll auch ein Blick auf das Fotobuch gerichtet werden. Den Abschluss des Seminars bildet eine Diskussion des Verhältnisses des professionellen Fotojournalismus zur Bildpolitik der Konfliktakteure und den Möglichkeiten, sich Propaganda und Manipulation zu widersetzen.
Das Seminar richtet sich an Menschen, die sich für die Fotografie als journalistisches Medium interessieren und die den Nahostkonflikt und seine mediale Darstellung analysieren und verstehen möchten.
Ziel des Seminars eine Einführung in die fotografische Dokumentation von Konflikten zu geben und Kenntnisse über fotojournalistische Produktions- und Publikationsprozesse zu vermitteln. Die Teilnehmer_innen lernen dabei die relevanten Akteure des Bildermarktes und die Vielfalt fotojournalistischer Ansätze kennen. Sie verfügen am Ende über die Fähigkeit zur kritischen Lektüre von Bildern. Ziel ist dieVermittlung eines kritischen und reflektierten Umgangs mit Bildmaterial aus Krisenregionen.
Das Seminar ist partizipativ angelegt und folgt einem Methodenmix der die Einbeziehung der Teilnehmer_innen in alle Prozesse zum Ziel hat.
Seminarleitung:
Felix Koltermann ist Diplom-Fotodesigner (FH) und Friedens- und Konfliktforscher. Seit 2010 promoviert er an der Universität Erfurt über die fotojournalistische Produktion in Israel/Palästina. Im Rahmen verschiedener Aufenthalte in Israel/Palästina hat er sowohl eigene fotografische Projekte umgesetzt als auch das Feld der fotojournalistischen Produktion erforscht. Darüber hinaus ist Felix Koltermann freiberuflich tätig als Dozent und Referent der Erwachsenenbildung in den Bereichen Medien- und Bildkompetenz, zivile Konfliktbearbeitung und konfliktsensitiver Journalismus.
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Anmeldung unter: Tanya Lazova, lazova@bildungswerk-boell.de
Seminarzeiten:
Freitag 13.11.15, 18 bis 20 Uhr
Samstag 14.11.15, 10 bis 18.30 Uhr
Sonntag 15.11.15, 10 bis 13.30 Uhr
Veranstaltungsort:
Konfliktagentur im Sprengelkiez, Sparrstr. 19, 13353 Berlin
Wenn Sie eine barrierefreie Teilnahme wünschen, melden Sie sich bitte unter: lazova@bildungswerk-boell.de oder 030/308 779 485
Die Veranstaltung wird realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
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