Film und Gespräch zu Erfahrungen mit Vertreibung und Zwangsumsiedlungen aus der Sicht polnischer und ukrainischer Frauen
Im Mittelpunkt der mehrstündigen Veranstaltung steht der Film „Jugów – Erinnerung und Vergessen“. Der Film behandelt das Thema der Zwangsumsiedlungen in Ostmitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg.
Jugów (Hausdorf) im Eulengebirge, war einer von vielen Orten, an denen ein Bevölkerungsaustausch nach 1945 stattfand. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung wurde nach und nach vertrieben, in ihre Häuser zogen vertriebene Polen und Ukrainer, deren Heimat von der Sowjetunion annektiert wurde, sowie polnische Rückkehrer aus Frankreich.
Die Geschichte der Flucht und Vertreibung der Nachkriegszeit ist vor allem eine der Frauen und Kinder, da die Männer noch in den Armeen eingezogen waren. Da die offizielle Geschichte zumeist von Männern geschrieben wird, fanden die Erfahrungen der Frauen zumeist keine Beachtung darin. Mit Zeitzeugeninterviews sollen Schichten der Tradition, die sukzessive entstanden sind, voneinander gelöst werden und das kollektive Gedächtnis von Frauen im Kontext des Alltags beleuchtet werden (zit. aus der Filmankündigung)
Die Veranstaltung nimmt den Film zum Anlass, um über die Erfahrungen mit Vertreibung und Zwangsumsiedlungen aus der Sicht polnischer und ukrainischer Frauen zu sprechen. In Deutschland wird diese Thematik einseitig durch die Vertriebenenverbände monopolisiert, die polnische und ukrainische Sicht und vor allem die Sicht der Frauen, wird kaum thematisiert. Deshalb wollen wir mit dieser Veranstaltung eine Debatte darüber anstoßen, wie die Erfahrungen mit den Zwangsumsiedlungen in Ostmitteleuropa noch heute die verschiedenen europäischen Erinnerungskulturen und Beziehungen prägen.
Zur Veranstaltung eingeladen wird eine der Initiatorinnen des Jugów Filmprojekts, Dr. Sławomira Walczewska, Kraków. Sie ist Mitbegründerin der feministischen Frauenorganisation eFKa in Kraków, feministische Aktivistin und Philosophin, die eines der ersten Werke über die Frauenemanzipation in Polen geschrieben hat. Ihr Interesse gilt der weiblichen Erinnerungsgeschichte. Sie arbeitet mit den Methoden der Oral History (Zeitzeugenbefragung). Sie wird den Film präsentieren und berichten, wie die Idee zu diesem Film entstand und wie das Projekt realisiert werden konnte.
Ebenfalls eingeladen ist Dr. Katarzyna Woniak, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Sie wird die Interviews im historischen Kontext erläutern. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Zwangsmigrationen im 20. Jh., Erinnerungskulturen, lokale Geschichte, Zweiter Weltkrieg, Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen vor allem im 20. Jahrhundert.
Der Veranstaltungsort ist ausschließlich für Frauen zugänglich.
Veranstaltungsort: Begine Treffpunkt und Kultur für Frauen , Potsdamer Straße 139
Veranstaltungsleitung: Tanja Berger, Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Die Veranstaltung ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Infos im Bildungswerk:
Birgit Guth
guth@bildungswerk-boell.de
Diese Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
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