Seit 2007 steckt Europa in der (wirtschaftlichen) Krise. Unvorstellbare Geldmengen werden in marode Banken und verschuldete europäische Staatshaushalte gesteckt. Viele Menschen zweifeln am Sinn dieser Aktionen, denn die strikten Spar- und Reformauflagen sind mit Einschnitten auf dem Arbeitsmarkt und in den Sozialsystemen der betroffenen Länder verbunden, die ihnen kaum Luft zum Atmen lassen.
Eines der krisengeschüttelten Länder ist Spanien, dessen Volkswirtschaft zu den größeren der EU zählt. Tatsächlich haben die Auswirkungen der Krise in Spanien und der auferlegte Sparkurs drastische Folgen: eine Zunahme der Arbeitslosenquote von 8,3 % auf über 25 % und eine Jugendarbeitslosigkeit von fast 50%. Dazu kommen hunderttausende Zwangsräumungen als Folge der Immobilienkrise, ein Preisanstieg durch die Mehrwertsteuererhöhung und der Wegfall von Sozialleistungen in einem Maße, dass inzwischen über eine Millionen Spanier und Spanierinnen auf Lebensmittelspenden angewiesen sind. Nicht zuletzt erhöht sich der Druck auf die vielen illegalen Migrantinnen und Migranten, deren „traditionelle Billligjobs“ nun vermehrt von Einheimischen geleistet werden. Und ein Ende der Krise ist nicht
abzusehen.
Während der Studienreise für Jugendliche und junge Erwachsene wollen wir diese enormen Veränderungen analysieren und aus der Perspektive der Bewohnerinnen und Bewohner sowie einiger politisch Verantwortlicher betrachten. Dazu ist unter anderem eine Begegnung mit Menschen aus Sevilla und Marinaleda geplant. Die Gemeinde Marinaleda wurde deutschlandweit bekannt (mehrere Artikel z.B. in Spiegel, TAZ, ND und FR), da sie durch kollektives Wirtschaften die Krise augenscheinlich besser verarbeitet als der Rest des Landes (besonders in Andalusien, wo die Arbeitslosigkeit bei über 35 % liegt).
Europa in der Krise… Spanien am Abgrund? Was können wir von der Situation in Spanien lernen? Welche Widerstandsformen bilden sich in der Krise aus (z.B. Platzbesetzungen, Generalstreik), welche neuen Bündnisse entstehen? Ist der Kapitalismus in einer zeitlich befristeten Krise, oder produziert er ständig Krisen in vielen wichtigen Lebensbereichen? Und: welche Perspektiven gibt es für ein demokratisches Wirtschaften in einem „vereinigten Europa““?
Die Exkursionen und Besuche werden in einer abseits und sehr ruhig gelegenen Bildungseinrichtung in 1400 m Höhe (Selbstversorgung) durch Filme, Texte und andere Methoden vorbereitet und in intensiven Gespräche und schriftlichen Auswertungen reflektiert. Hierbei wird auch Faktenwissen über die Krise vermittelt – weltweit, in Spanien, aber auch in Deutschland – und Prognosen zu der Zukunft der Krise und Europas gewagt.
Programm
16.9. Ankunft, Einführung, Organisation Verpflegung, Programmbesprechung
17.9. Geschichte der EU und Krise in Spanien, in Europa und weltweit, Film
18.9. Historische Wirtschaftskrisen im Vergleich – unterschiedliche Krisenerklärungen
19.9. Interviews über die Krise, Europa und die Lage der (illegalen) Migrant/innen in Spanien
20.9. Reflexion der Interviews, Migration und Europa, Film
21.9. Marinaleda, Besichtigung und Diskussionsveranstaltung
22.9. Reflexion und Studientag
23.9. Wie weiter mit der Vereinigung Europas? – Befürchtungen und Zukunftswünsche
24.9. eigene Positionierung entwickeln, Was tun?
25.9. Abschlussdiskussion, Auswertung, Verabredungen, Abschied
Eine Kooperation des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg
Das Seminar richtet sich ausschließlich an Jugendliche und junge Erwachsene
Teilnahmegebühr beträgt 150 € für 9 Übernachtungen, inklusive Verpflegung (in einzelnen Fällen kann sie aus sozialen Gründen ermäßigt werden).
Bei den Fahrt- bzw. Flugkosten können bei Personen
unter 27 Jahren bis 150 €
erstattet werden.
Kontakt und Anmeldung
Andy Kleinert
0177 – 45 46 280
kleinert@boellbrandenburg.de
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