Gast: Marco Arana
Über Peru vor den Wahlen im April, die Schwäche linker Kräfte im Land und anstehende Herausforderungen
Im Oktober des letzten Jahres wurde Susanna Villaran (Fuerza Social) zur Bürgermeisterin von Lima gewählt. Euphorisch wurde schon von einer neugewonnenen linken Stärke gesprochen, die sich auch auf die nationale Eben übertragen liesse. Drei Monate später ist davon erst einmal nichts mehr übrig. Im Dezember scheiterte die letzte Möglichkeit einer linken Wahlallianz. Linksnationalist Ollanta Humala liegt drei Monate vor den Präsidentschaftswahlen in den Umfragen abgeschlagen auf dem vierten Rang. An der Spitze stehen rechtskonservative und Big Business freundliche Kräfte der Vergangenheit: Ex-Präsident Toledo, Keiko Fujimori (Tochter des korrupten Ex-Präsidenten Fujimori) und Luis Casteñeda (Ex-Bürgermeister von Lima, der Korruption nicht gerade unverdächtig).
Kurz vor dem Ende der zweiten Amtszeit von Präsident Alan Garcia ist Peru dieses Mal glücklicherweise weder bankrott noch kreditunwürdig noch hochinflationär. Zumindest die makroökonomischen Zahlen stimmen: Devisenreserven dank Rohstoffexporten über die Jahre auf Rekordhöhe, sogar die Armut habe signifikant abgenommen, sagen staatliche Stellen. Auf der anderen Seite ist das Land jedoch geprägt von massiven sozialen Konflikten infolge von Rohstoffprojekten und Landerschließung, der Kriminalisierung sozialer Bewegungen, fortgeführter Entrechtung der indigenen und bäuerlichen Bevölkerung und nicht enden wollender Korruption. Während Sektoren wie Bildung und Gesundheit chronisch unterfinanziert sind, öffnet die Regierung ausländischen Investoren nur zu gern die Tore, um in oftmals Land nehmende Infrastrukturprojekte investieren zu können.
Mit unserem Gast Marco Arana wollen wir mehr herausfinden über die aktuelle Situation in Peru, das ein Schwerpunktland der bundesdeutschen Entwicklungszusammenarbeit ist. Zugleich findet es im deutschen Medienmainstream meist nur Beachtung, wenn es um exotische Tierarten, mythische Fettmörder oder TouristInnen geht, die wegen zu viel Regen in Cuzco auf dem Trockenen sitzen.
Wo steht das Anden- und Amazonasland nach der zweiten Präsidentschaft von Alan Garcia (2006-2010) – wirtschaftlich und sozial, welche Themen bewegen die Menschen und werden wahlentscheidend sein? Welche Bedeutung haben Umwelt-, Menschen- und indigene Rechte?
Wie ist die Situation linker Bewegungen und Parteien und welche Rolle werden sie in den kommenden Jahren auf verschiedenen Ebenen spielen können? und sicher weitere Fragen werden uns beschäftigen.
Marco Arana ist Priester, Menschenrechts- und Umweltaktivist aus dem nordperuanischen Cajamarca. Dort unterstützt er mit weiteren AktivistInnen seit zwei Jahrzehnten Kleinbauern in ihren Konflikten gegen die größte Goldmine Lateinamerikas. Anfang 2010 untersagte ihm die Katholische Kirche Perus die Ausübung des Priesteramtes. Einer der Gründe: sein politisches Engagement. 2009 hat Marco Arana die linke politische Bewegung Tierra y Libertad mitgegründet, die er weiter aufbauen will. Marco Arana ist Träger des internationalen Aachener Friedenspreises 2010.
Vortrag und Diskussion werden konsekutiv Spanisch-Deutsch übersetzt!
Eine Veranstaltung des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit dem Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile Lateinamerika FDCL e.V.
Diese Veranstaltung wird realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.
Bild: Wikimedia Commons
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