Wenn der Geist rechts dreht: Künstler und Intellektuelle im NS-System
5. Juni, 19:30 Uhr im Theater am Goetheplatz (Foyer). In Kooperation mit dem Theater Bremen, Goetheplatz 1-3, 28203 Bremen.
Aktuell und historisch ist zu beobachten, dass die – zum Teil temporäre – Affinität von Intellektuellen und Künstlern zu rechtspopulistischen bis rechtsextremen Ideologien nicht allein als Phänomen individuellen geistigen Irrläufertums abgetan werden kann. Wie erklärt sich die Faszination hierarchisierender und gewaltgenerierender Gedankenkonstrukte auf hochreflektierte Menschen?
Zur Annäherung an diese Frage haben wir den in Wien lebenden Literaturwissenschaftler Helmut Lethen eingeladen, der aktuell mit "DIE STAATSRÄTE" eine Studie über Mitglieder der geistigen Elite im "Dritten Reich" vorgelegt: Gründgens, Furtwängler, Sauerbruch, Schmitt.
Der Rang dieser vier Männer ist bis heute unbestritten – und doch waren sie Teil der kulturellen Elite im "Dritten Reich", ausgezeichnet mit dem Ehrentitel des „Preußischen Staatsrats“: Carl Schmitt, der brillante Jurist und Staatsrechtler, der den Nazis half, die Verfassung systematisch auszuhöhlen; der große Dirigent und Komponist Wilhelm Furtwängler, der sich auf die Immunität einer „reinen“ Musik berief; Gustaf Gründgens, der schillernde Künstler, der ohne die Protektion Hermann Görings verloren gewesen wäre; schließlich der berühmte Chirurg Ferdinand Sauerbruch, der als unantastbar galt, während sich in seinem Haus auch die Attentäter des 20. Juli trafen.
Wie konnte es dazu kommen, dass sich diese Männer, herausragende Vertreter des gebildeten Bürgertums in Deutschland, mit dem Nationalsozialismus einließen?
Helmut Lethen erzählt von Verführbarkeit und Unterdrückung, Opportunismus und Auflehnung, und mehr noch: Er versammelt sie zu imaginären Gesprächen. Aus ihren Geschichten und Gedanken präpariert Lethen die Physiognomie einer Diktatur – und zeigt das komplizierte Verhältnis der geistigen Elite zur Macht.
Für das zweite Halbjahr haben wir den Münchner Soziologen Armin Nassehi zur Diskussion nach Bremen eingeladen. Nassehis Briefwechsel mit dem Vordenker der Neuen Rechten, Götz Kubitschek ist in „Die letzte Stunde der Wahrheit“ nachzuvollziehen und soll Anlass sein, die derzeitige Unterstützung Intellektueller für die Neue Rechte diskutiert werden. Die Terminpräszisierung folgt.
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