Wie unsere Gegenwart vorgestern werden sollte
Vor nicht allzu vielen Jahren hofften die Deutschen auf kleine Reaktoren im Garten, die sie mit Energie versorgen. Sie glaubten daran, dass das Waldsterben sich nicht mehr aufhalten lässt. Dass der Sozialismus ein Ende macht mit der sozialen Ungerechtigkeit. In der Rückschau erscheint die Geschichte der Zukunftsvisionen als eine Kette von Vorhaben, die sich ganz anders entwickelten als gedacht, von verpassten Chancen und überraschenden Wendungen – ein „Zickzack der Geschichte“, wie Radkau schreibt.
Um die Menschen früherer Zeiten zu verstehen, darf man nicht nur – wie es die Historiker bislang am liebsten taten – in Ursprüngen stöbern, sondern muss mindestens so sehr deren Zukunftserwartungen kennen. Diese können sich von dem tatsächlichen Fortgang der Geschichte radikal unterscheiden. Daher wird die Zukunftsgeschichte über weite Strecken zu einer Geschichte der Überraschungen und der Überrumpelungseffekte; nicht zuletzt darin liegt ihr spezieller Reiz.
Der Historiker Joachim Radkau ist weder Pessimist noch Optimist. Er ist Possibilist, er glaubt an Möglichkeiten und Chancen. So versteht er auch seine Zukunftsgeschichte, die ihren Wert, geistig wie praktisch, als Einübung im Possibilismus gewinnt. Heißt die Parole pragmatischer Umgang mit dem Möglichen, anstelle von Utopien? Haben sich die Utopien überlebt, weil es die Realität oder besser gesagt die realen Möglichkeiten schon richten werden?
Wir sprechen mit Joachim Radkau über die Geschichte der Zukunft und die Gegenwart der Utopie.
Mit:
Joachim Radkau, Historiker, Bielefeld, Autor des Buches Geschichte der Zukunft
Moderation:
Peter Siller, Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin
Michael Knoll, Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Berlin
Eine Kooperation der Grünen Akademie der Heinrich-Böll-Stiftung und der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung
Hinweis: Die Veranstaltung wird als Livestream übertragen.
Mehr Infos unter: http://calendar.boell.de/de/event/geschichte-der-zukunft-1
Foto: cc-by-nc-nd, Niklas Hughes
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