Die iranische Jugend fährt Skateboard, klettert in den Bergen, chillt und surft im World Wide Web. Sie tut, was "die Jugend" eben so tut. Und doch zeichnet sie etwas Spezifisches aus: ihr Verhältnis zur Freiheit. 2009 wurde die sogenannte "grüne Revolution" gewaltsam niedergeschlagen - der Traum eines freien Lebens platzte. Teile der jungen, gebildeten und politisch engagierten Opposition flohen ins Ausland, andere blieben desillusioniert zurück. Was bewegt die Jugend im Iran heute?
Die Heinrich-Böll-Stiftung präsentiert zwei aktuelle 30-minütige Kurzfilme, die die Jugend Irans zwischen Nostalgie und Rebellion porträtieren: „Lavashak“ von Narges Kalhor und „Kids of Tehran“ von Daniel Asadi Faezi. Narges beantragte 2009 in Deutschland politisches Asyl, sie blickt sehnsüchtig und schwermütig auf das zurückgelassene Leben. Daniel skizziert das Skaten im Heimatland seines Vaters als leise Rebellion. Im Anschluss an das Filmprogramm geht eine Diskussionsrunde zwischen den Zuschauern/innen und den beiden Filmemacher/innen folgenden Fragen nach: Welche Narrative über den Iran werden heute in den iranischen Medien dargestellt, und wie versuchen die beiden Filme mit diesen Gewohnheiten zu brechen oder sich daran zu reiben? Wie positioniert sich „die Jugend“ in diesem Diskurs? Und wie wird sie von außen dargestellt?
Der Film „Lavashak“ wurde von der iranischen Regisseurin Narges Kalhor, die an der Hochschule für Fernsehen und Film München studiert, in Deutschland umgesetzt.
Es gibt Augenblicke, in denen Menschen eine existenzielle Entscheidung treffen müssen: In einer Konfliktsituation bleiben, oder lieber gehen? Nach einer gewissen Zeit kann es gelingen, diese Momente zu reflektieren, aber es wird nie gelingen, sie noch einmal zu erleben. Narges Kalhor wuchs in Teheran mit ihrem Cousin Saeid auf. Fünf Monate, nachdem sie den Iran für immer verlassen hatte, wurde er von einer Lawine begraben und getötet. Jeden Monat erhält sie ein Päckchen von Zuhause mit ihrer Lieblingssüßigkeit, die sie als Kind so gerne aß – immer zusammen mit Saeid, nach der Schule. Doch dieses Mal enthielt das Päckchen etwas Anderes: drei DVDs, mit den letzten Minuten aus Saeids Leben.
Der Film „Kids of Tehran“ wurde vom Regisseur Daniel Asadi Faezi realisiert, der ebenfalls an der Hochschule für Fernsehen und Film München studiert. Sein Vater kommt aus dem Iran, seine Mutter aus Deutschland. Die Dreharbeiten zu „Kids of Tehran“ fanden in Teheran statt. In Teheran ist die Skater-Szene überschaubar: Sie zählt nur rund 50 Skater/innen, die sich nicht politisch organisieren; das Rollen ist ihre Form der Rebellion. Durch das Skaten erobern sie sich ein Stück Freiheit. So können sie in der iranischen Öffentlichkeit ihre Nische finden und unbeschwert in den Tag hineinleben — und doch sind sie am Ende auch Pioniere, die im Skaten den Sinn und Halt für ihr eigenes Leben gefunden haben. „Kids of Tehran“ erkundet mit den Jungs Ali und Erfan und dem Mädchen Elham die Straßen Teherans vom Skateboard aus und trifft sie zuhause bei ihren Familien.
Mit:
Narges Kalhor, Regisseurin, Hochschule für Fernsehen und Film München
Daniel Asadi Faezi, Regisseur, Hochschule für Fernsehen und Film München, Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung
Moderation: Amin Farzanefar, Autor und Filmkritiker
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