Tour de Catastrophe
›A journey of love with a dash of disco‹
We Invented Paris ist das Kollektiv um den Basler Sänger und Songwriter Flavian Graber. Es vereint Musiker, Designer und Filmemacher und erfindet seine Architektur und sein Klangbild seit dem Startschuss vor sieben Jahren immer wieder neu. Nach zwei erfolgreichen Album-Veröffentlichungen und über 250 Shows in ganz Europa, entschieden sich Graber und seine Mitstreiter vor zwei Jahren für eine kreative Schaffenspause; für eine bewusste Rückbesinnung zu den eigenen Wurzeln. Jetzt sind We Invented Paris zurück – mit klarer Haltung und neuer Musik. Das frische Songmaterial markiert dabei einen gravierenden Einschnitt in das bisherige Folk-Pop-Gewand der Schweizer: Die Akustikgitarre ist der Keytar gewichen – und damit der Songwriter-Habitus der retro-elektronischen Popmusik. We Invented Paris liefern den perfekten Soundtrack eines 80er-Cyberpunk-Dramas, das im Jahre 2017 spielt. Nie zuvor kam etwas so Unerwartetes aus dem Labor der Paris-Erfinder!
Die Reise beginnt 2009 in Irland: Dort schreibt Flavian Graber die Songs für sein Debütalbum. Mit ›Iceberg‹ befindet sich auch der erste Szene-Hit unter den feinsinnig arrangierten Indiepop-Songs. Befreundete Musiker spielen mit ihm die Platte ein und Kreative aus seinem Umfeld bieten ihre Unterstützung bei der visuellen Umsetzung an. Die Idee eines Künstlerkollektivs ist geboren – und wird endgültig manifestiert, als Graber über Nacht in großen Lettern ›We Invented Paris‹ an die Wand seines WG-Zimmers schreibt. Dass die Abenteuerlust und der Do-It-Together-Gedanke fest in der DNA des Kollektivs verankert sind, zeigt sich dann auch bei der Produktion des zweiten Albums: Es wird 2013 in Eigenregie auf einem Schloss bei Dresden produziert. ›Rocket Spaceship Thing‹ erscheint 2014 und klingt erwachsener als das verspielte Debüt; es malt große Landschaften und beschäftigt sich mit elementaren Themen wie dem Streben nach Unabhängigkeit, dem Träumen und dem Teilen mit Weggefährten. Eine ›Mutmacherplatte‹, mit der We Invented Paris ihren Status als arrivierter Act bestätigen und sich auch erstmals als feste Band verstehen. Die Tour zum Album ist ausverkauft, das künstlereigene Label zählt 20.000 verkaufte Tonträger und für 2015 stehen schon die nächsten Aktionen auf der Agenda. Gute Aussichten – doch eines fehlt: Die Ruhe. Das nimmermüde Kollektiv hatte sich seit Gründung noch keine Pause gegönnt und war deshalb schon länger nur noch per Notstromaggregat am Laufen gehalten worden. Eines Morgens zieht Graber den Stecker und leitet damit einen zweijährigen Winterschlaf ein. Einen Rückzug von Bühnen und Kanälen.
Oft ist eine solche Auszeit gleichbedeutend mit Stillstand, einer Sinnkrise oder gar dem Ende. Für We Invented Paris erfüllt sie einen anderen Zweck: Graber und Co. können endlich mal wieder herauszoomen, nach Hause kommen, den Blick auf das Wesentliche richten, Neues ausprobieren und Altes hinter sich lassen. Der Sänger und Mastermind nutzt die Zeit für das Schreiben neuer Songs – siebzig an der Zahl Gemeinsam mit Freunden aus dem Kollektiv entwickelt er tanzbare Klangwelten, die trotz des frischen elektronischeren Gewands immer noch deutlich nach We Invented Paris klingen. Das Songmaterial wird schließlich etappenweise aufgenommen – von Alex Sprave, Bruce Kloeti und Stefan Schneider.
Herausgekommen ist eine in sich konsistente Platte der Widersprüche, die durch ihren Titel bereits die aktuelle weltpolitische Relevanz andeutet: ›Catastrophe‹. Ein popmusikalischer Weckruf auf der Keytar. Ein Appell an die Selbstverantwortung, vorgetragen im Maßanzug mit gewagt-kitschigem Designerhemd. Nie zuvor konnte bei We Invented Paris so viel getanzt und zugleich so viel nachgedacht werden: Selbstbewusst mahnt Graber das globale Desaster und die Passivität an – doch anstatt dabei den Zeigefinger zu heben oder zu resignieren, unterstreicht er das Positive am Leben, die Hoffnung und die Magie menschlicher Beziehungen. Ja, ›Catastrophe‹ ist im Kern harter Stoff, doch We Invented Paris verstehen es, diesen mal samtweich, mal selbstironisch und stets elegant zu ummanteln. Sie klingen reifer und lässiger als früher und kreuzen spielerisch Handgemachtes mit programmierten Elementen. Die Musik versprüht Charisma und unperfekten Glamour – da wirkt nichts geschauspielert und doch wünscht man sich das Ganze als Inszenierung auf einer großen Konzertbühne. Hier eine Prise Phil Collins, dort eine Prise Daft Punk – die für We Invented Paris charakteristische ›melancholische Lebensfreude‹ ist nicht gewichen, sie wurde lediglich neu verpackt! WIP anno 2017 ist gesellschaftskritischer Tanz zu retro-elektronischer Popmusik; mit einer Botschaft, die aktueller nicht sein könnte: Aufstehen, sich bewegen, etwas bewegen!
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