Die Idee von Europa verblasst. Sie weicht den allgegenwärtigen Krisen und dem Gefühl, dass es an der Kraft und Fähigkeit zur Erneuerung fehlt. Finanzen und Wirtschaft und auch die Flüchtlingsbewegungen stellen die Union vor komplexe Herausforderungen, entzweien die Gemeinschaft und verleiten zu kurzsichtiger Politik gegenüber den Nachbarschaften. Populistische Manipulationen erschüttern die Grundpfeiler der Staatengemeinschaft. Freizügigkeit wird in Frage gestellt, Solidarität und Humanismus erweisen sich als kaum belastbare politische Kategorien. Re-Nationalisierung baut auf Fremdenfeindlichkeit und einer vermeintlichen nationalen Identität. Und noch stellen sich die Mitglieder der europäischen Gemeinschaft als Vertreter einer Werte-geleiteten Außenpolitik dar, als kontinentaler Bezugspunkt universaler Werte von Frieden und Freiheit.
Europas Stagnation ist verwirrend und wird in der Welt mit Skepsis verfolgt. Ein Perspektivwechsel bietet jedoch die Möglichkeit, sich wieder als Teil dieser Welt zu begreifen und über die innere Zerrissenheit hinauszudenken. Und vielleicht ist dem Projekt Europa ja mehr zuzutrauen als ihm der Zeitgeist zuspricht.
Ein Wanderer zwischen Kontinenten ist der in Südafrika geborene Schriftsteller, Poet und Maler Breyten Breytenbach. Während seines Studiums in Paris wurde er zum engagierten Gegner der Apartheidpolitik. 1975 reiste er undercover nach Südafrika ein, wurde gefasst und des Hochverrats angeklagt. Sieben Jahre verbrachte er im Gefängnis bevor er nach Frankreich ausgewiesen wurde. In den neunziger Jahren baute er im Senegal das «Gorée Institut» auf, das er 20 Jahre lang leitete. Er erhielt zahlreiche Preise und gilt bis heute als einer der bedeutendsten südafrikanischen Dichter.
Breyten Breytenbach (Autor, Südafrika/Frankreich/Senegal) im Gespräch mit Priya Basil (Schrifstellerin, Deutschland/GB)
In Kooperation mit dem Internationalen Literaturfestival Berlin
Event imported by Julia Brenner using FbEventsImporter object (13) | 6 years, 12 months ago |