Wer über das Geschlechterverhältnis nachdenkt, muss sich üblicherweise zunächst rechtfertigen: Dabei muss der offensiven Verleugnung des Leidens am Geschlechterverhältnis – »Wer sich diskriminiert fühlt, ist selber schuld« – entgegengetreten werden; muss gezeigt und erinnert werden, dass trotz Arbeitsmarktintegration und Bundeskanzlerin keineswegs die Emanzipation bereits eingetreten ist. Die Annahme eines Fortschritts in Sachen Geschlecht, der die Dinge langsam aber sicher zum besseren wende, kennt ein Pendant in der Linken, nämlich das Argument von der Geschlechtslosigkeit des Kapitals, das mit unverdrossener Regelmäßigkeit vorgebracht wird. In einer Variante davon wird die tiefsitzende Verhaftung patriarchaler Strukturen in der warenproduzierenden Gesellschaft zwar anerkannt, aber trotzdem auf das frauenfreundliche Potenzial des Kapitalismus gesetzt.
Die beiden Vorträge handeln von den Gründen für die sich permanent wiederholende Konstellation von Verleugnung und Rechtfertigung der Geschlechterdifferenz, die den Feminismus dazu zwingt, immer wieder von vorne anzufangen. Aus verschiedenen Perspektiven entwickeln wir eine materialistische Kritik, die den Zusammenhang von Kapital und Geschlecht nicht als logischen fasst, sondern negativ. Wir freuen uns auf die Diskussion mit euch.
Koschka Linkerhand spricht zu "Natur, Liebe und unbezahlte Arbeit" und entwickelt eine Kritik des Geschlechterverhältnisses in Wert-Abspaltungs-Theorie und Care-Ansatz. Sie ist Autorin der feministischen Zeitschrift outside the box und lebt in Leipzig.
Karina Korecky fragt nach der Rolle von Natur in der feministischen Theorie und den Gründen für das Auseinanderfallen von Feminismus und Gesellschaftskritik. Sie schreibt über Staatstheorie und Naturbegriff und lebt in Jerusalem.
Der Veranstaltungsort ist barrierearm.
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