Die Wurzeln des Genres „Spoken Word“ liegen in einer oralen Tradition, die weit in die Geschichte zurückgeht. Die moderne Form hiervon entwickelte sich im Zuge der Harlem Renaissance und der Entstehung der Musikrichtung des Blues in den USA. Während der Widerstandsbewegungen der Schwarzen Bevölkerung in den 1960er Jahren wurde Spoken Word auch bei Aktivist*innen des Untergrunds populär und wurde als Medium eingesetzt, um außerhalb einer wissenschaftlichen, akademischen oder gängigen Medienlandschaft der Kritik an den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen Ausdruck zu verleihen und sie weiterzutragen. Seit 1993 etablierte sich dieses Medium auch in Deutschland (insbesondere in Berlin) und darüber hinaus als Mittel, um auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen und Widerständiges potenziell zu stärken. Durch seinen interaktiven Charakter wird bei einer Spoken Word Performance das Publikum direkt angesprochen und animiert. In bestimmten Künstler*innen- Publikums-Konstellationen kann dadurch eine gegenseitige Stärkung stattfinden und ein Gefühl der Verbundenheit entstehen. Die Performer*innen selbst können Spoken Word nutzen, um sich gesellschaftskritisch zu äußern und dies an das Publikum weiterzugeben.
Nach einer Performance mit den Künstlerinnen Moona Moon, Azadê, Sarah Mouwani und Bahati wird es ein moderiertes Gespräch zwischen den anwesenden Künstlerinnen geben, in dem sie sich darüber austauschen wie sie Spoken Word für sich als Ort der Selbstermächtigung und des Widerstands sehen und verwenden. Hierbei soll auch eine Verbindungslinie zwischen Spoken Word und Rap gezogen und das Problem der Hierarchisierung dieser beiden Dichtformen, die sich entlang bereits vorhandener Dominanz- und Herrschaftsdiskursen vollzieht, angesprochen werden.
Moderation: Iris Rajanayagam
Männer* sind auch willkommen.
Moona Moon ist eine in Berlin, lebende Poetess. Krankenschwester und Sozialpädagogin/Sozialarbeiterin. Kanaktivistin und Hip Hop-Schülerin/-Wissenschaftlerin. Doktorandin an der FU Berlin. Eine lebenslange Lernerin. Sie liebt Leben, Licht und gute Schatten.
Azadê Peşmen schreibt Gedichte und journalistische Texte für unterschiedliche Medien; sie setzt sich mit dekolonialen/postkolonialen Ansätzen auseinander und lebt aus dieser Perspektive Hip Hop. Seit zwei Jahren tritt Azadê mit ihren Kurzgeschichten und Lyrik auf. Dabei schafft sie in ihren Texten meist auf Deutsch, aber auch auf Kurdisch und Portugiesisch Raum für Realitäten und Bilder, die in den hegemonialen Diskursen selten Platz finden. Sie liebt es neues zu lernen und sich Wissen und Geschichten anzueignen, die ihr verwehrt wurden. Neben ihren künstlerischen und journalistischen Tätigkeiten, forscht sie in ihrer Masterarbeit im Fach Historische Urbanistik zur Stadtentwicklung Hewlêrs, der Hauptstadt der autonomen Gebiete Kurdistans.
Sarah Mouwani: Lyrik und Kurzgeschichten
Bahati ist eine in Berlin lebende Afrodeutsche Sängerin, MC und Poetess, in deren Musik sich Elemente des Hip Hop, Spoken Word und Soul zu Digital Poetry vereinen. Poetische Texte treffen dabei auf elektronische Beats von verschiedenen Produzenten, wie z.B. Kenji451. Egal ob Gesang, Sprechen oder Sprechgesang; ihre Stimme ist stets das tragende Element der Stücke. Auf der Bühne ist Bahati eine Frau der Worte, die aus ihrer Schwarzen, fraulichen Perspektive zu einer Reise in innere und äußere Welten einlädt. Seit März 2014 leitet sie bei EOTO e.v. eine Schreibwerkstatt. Sie ist außerdem Initiatorin der Spoken Word Veranstaltungsreihe ‘Sisters Poetry’, deren Ziel es ist, Schwarze frauliche Poesie und Perspektiven auf die Bühne zu bringen.
Mitveranstaltende: Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung. Realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Über die Reihe:
„Kunst bleibt trotz ihrer Vereinnahmung durch westlich-weiße Vorstellungswelten [für Schwarze Künstler*innen und Künstler*innen of Color] ein Medium des Widerstandes, der Transformation und der Ermächtigung […]“ (Micossé-Aikins, Sandrine 2011).
“Art is the nonviolent tunnel for anger in our struggle against colonial, patriarchal and social injustice” (Zeidani, Mai 2014).
Welche Rolle spielen Kunst und künstlerisches Schaffen innerhalb von Prozessen der Identitätsverhandlungen und des Empowerments? Wie kann die Produktion und Darstellung von Kunst eingesetzt werden, um auf gesellschaftliche Dominanz- und Machtverhältnisse aufmerksam zu machen, auf diese Einfluss zu nehmen und als widerständiges Mittel fungieren, um ihnen entgegen zu wirken? Inwieweit kann durch Kunst Solidarität hergestellt und (konstruierte) Differenzen überwunden werden und welche Bedeutung haben Kunst und „Kultur“ für aktuelle politische? Diesen Fragen wollen wir in unserer 6-teiligen Reihe nachgehen. Der Schwerpunkt soll darauf liegen, Kunst und künstlerisches Schaffen als Ort der Selbstermächtigung und des Widerstands von und für Schwarze Frauen*, Frauen* of Color und Frauen* mit Migrationsgeschichte zu beschreiben und aufzuzeigen, wie dieses Medium auf unterschiedlichste Art und Weise als solches gesehen und verwendet wird.
Vorgestellt werden Arbeiten, Aktivitäten und Performances von: Alisa Anh Kotmair, dem JugendtheaterBüroBerlin und dem Bündnis kritischer Kulturpraktiker*innen, Moona Moon, Azadê, Sarah Mouwani und Bahati, Oxana Chi und Layla Zami und Branwen Okpako.
Gefördert und mitveranstaltet von: Landeszentrale für politische Bildungsarbeit Berlin realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, Rosa-Luxemburg-Stiftung, Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung und Verein der Bundesfraktion DIE LINKE e.V.
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