von Mohamad Diab, Ägypten
Ein Ägypter dreht einen feministischen Spielfilm? Aber ja. Mohamed Diabs "Kairo 678" ist ein Protestschrei, der sich aus konkret verbürgten Fällen speist - von der sexuellen Belästigung im Bus bis zur vollzogenen Vergewaltigung. Mit dem Bus 678 fährt Fayza (Bushra Parwani) nach der Arbeit quer durch Kairo nach Hause. Lieber würde sich die erschöpfte junge Frau ein Taxi leisten, doch das Schulgeld für zwei Kinder will bezahlt sein, und der Mann verdient mit Gelegenheitsarbeiten nicht genug. Fayzas Kleidung verhüllt Körper und Haar, sie erfüllt das Bild der züchtigen Frau nach dem Denkschema ihrer Kultur vollkommen, dennoch wird sie im Bus sexuell belästigt und verfolgt. Der übliche Trick der Täter: Sie drängen sich mit einer Zitrone in der Hosentasche an eine Frau heran – und nutzen deren Schockstarre für umso intimere Übergriffe im Schutz der Menge. Jede laute und direkte Abwehr wäre zwecklos, sie würde allein die Frau als Schuldige bloßstellen. Die Fahrgäste ignorieren solche Vorfälle, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.
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