Gedicht-Rezitation und Musik für Akkordeon und Bratsche
Ausgangspunkt des Konzertes ist der bekannte Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert mit dem Text von Wilhelm Müller. Eine Auswahl der Lieder wird in einer instrumentalen Version für Bratsche und Akkordeon zu hören sein und die Texte werden vom Schauspieler Bernt Hahn ohne Musik vorgetragen. Die Lieder, die als einfaches oder variiertes Strophenlied konzipiert sind, zeigen jenseits des gesungenen Wortes ihre musikalische Wärme und Ausdruckskraft. Die Wahrnehmung der Texte wird durch die Rezitation vollständig von der Musik gelöst. Auf diese Weise entsteht die Möglichkeit, dieses Kleinod der Liedkunst auf völlig andere Art neu zu hören und seine textliche Gestalt neu zu deuten.
Der Schubertsche Liederzyklus ist auch Ausdruck einer hochromantischer Naturverbundenheit. Dieser Aspekt wird von neueren Werken aufgegriffen und neu interpretiert. Toshio Hosokawa komponierte „In die Tiefe der Zeit“ für Bratsche und Akkordeon 1994 eine völlig andere Art. Der Rhythmus des Werdens und Vergehens in der Natur, das Atmen der Lebewesen oder der Meereswellen sind wichtige klangliche Anknüpfungspunkte in der Musik Hosokawas. Die Landschaft wird in seiner Musik zur Landschaft eines Klanges mit all seinen Schattierungen. Der Komponist verwebt auf einzigartige Weise Musik und Natur, östliche und westliche Philosophie ineinander. In „Die Tiefe der Zeit“ symbolisiert das Streichinstrument das männliche Prinzip, das Akkordeon das weibliche.
Die Lieder von Schubert werden durch die modernen Werke Toshio Hosokawas in einen neuen ästhetischen Zusammenhang gerückt. Ein kurzer, streng ausgearbeiteter Gedanke „Fetzen“ des großen Schubert Verehrers Wolfgang Rihm, rundet die moderne Seite des Programmes ab. Durch den dreimal vollzogenen stilistischen Bruch fühlt sich das Publikum in ganz neuer Weise in der über einhundert Jahre alten Musik zu Hause und vollzieht dennoch das Erlebnis des Wanderns durch die (stilistischen) fremden Welten mit.
Künstler:
Margit Kern – Akkordeon
Axel Porath – Viola
Bernt Hahn – Rezitation
Margit Kern (Akkordeon) konzertiert mit Solo-Recitals und als Kammermusikerin und lehrt als Honorarprofessorin an der Hochschule für Künste, Bremen, im Fachbereich Musik
Axel Porath (Viola) ist festes Mitglied im Kölner Ensemble Musikfabrik.
Bernt Hahn (Stimme) hat nach seiner Ausbildung an der staatlichen Hochschule für Musik und Theater in Hannover zahlreiche Engagements an diversen Theatern wahrgenommen und ist nun freiberuflich u. a. als bekannter Sprecher für Hörbücher und Rundfunkanstalten tätig.
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