Vom 22. März bis 6. April 2016 fuhr Sönke Hundt vom Bremer Friedensforum mit einer Reisegruppe der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Bremen (DIG) nach Israel.
Es ging hauptsächlich nach Haifa, der Partnerstadt Bremens, aber auch nach Akko, Beit She'arim, zum See Genezareth, zum immer noch so-zialistischen Kibbuz Sha'ar Hagolan, auf die Golanhöhen, nach Caesarea, Tel Aviv, Jerusa-lem und auf die hoch über dem Toten Meer gelegene alte Herodes-Festung Masada.
Die Reise war gut organisiert und sehr informativ. Aber: die Reise war insgesamt sehr, sehr einseitig: "Wir bekamen buchstäblich nur die für Touristen blankgeputzte Oberfläche zu sehen. Kein Stück von der monströsen Sperrmauer, keine Checkpoints, keine Siedlungen. Von Palästina oder den Palästinenserinnen und Palästinensern wurde so gut wie nicht gesprochen. Auf den uns für die Reise ausgehändigten Landkarten gab es keine Grenze mehr zwischen dem Staat Israel und den besetzten Gebieten ("Grüne Linie").
Um mehr zu sehen und mehr zu erfahren, quartierte ich mich nach der Reise auf eigene Faust im arabischen Viertel Wadi Nisnas in Haifa ein und verabredete mich mit einem Vertreter der israelischen Friedensbewegung (Gush Shalom), ebenfalls in Haifa. Außerdem fuhr ich nach Tamra, einer palästinensisch-arabischen Kleinstadt in der Nähe von Haifa und traf mich dort - durch die Vermittlung mit der beim Bürgerhaus Hemelingen aktiven Partnerschaftsgruppe - mit einigen Tamranern. Diese vier zusätzlichen Tage waren wunderbar, voller Gastfreundschaft und voller Informationen und Diskussionen", so Sönke Hundt.
Der Konflikt Israel/Palästina ist sehr komplex - wie jeder weiß. Den Kontroversen liegen im Prinzip drei unterschiedliche "Narrative" ("Erzählungen") zugrunde.
Das erste Narrativ bezieht sich auf das internationale Recht (Völkerrecht und Menschenrechte). Danach sind Besatzung und Besiedlung illegal; und die Menschenrechtsverletzungen sind Verbrechen.
Das zweite Narrativ erklärt Geschichte als eine Abfolge von Gewalt, Krieg, Zerstörung, Eroberung und Besiedlung. Es gilt das Recht des Stärkeren, weswegen Israel hoch gerüstet sein muss, um im Nahen Osten zu überleben.
Das dritte Narrativ, das in Israel immer einflussreicher wird, bezieht sich auf das Alte Testament, das (angeblich) von den gläubigen Juden die Besiedlung von Judäa und Samaria (das Westjordanland) und die Errichtung des Dritten Tempels an der Stelle, wo heute der Felsendom und die Al-Aqsa-Moschee stehen, einfordert.
Frieden und Verständigung im Nahen Osten kann es nur auf der Basis des ersten Narrativs geben. Von ihm ist in Israel leider zur Zeit sehr wenig die Rede.
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