In Schweden, Norwegen und Island ist der Kauf von Sex seit 1999 bzw. 2009 verboten. Was waren die Ziele und was wurde tatsächlich erreicht? Wie werden die Erfahrungen mit der nordischen Politik bewertet? Dazu möchten wir uns informieren lassen und diskutieren mit:
Marthe Hammer, Vorstandsmitglied und frauenpolitische Sprecherin der Sozialistischen Linken in Norwegen;
Agnete Strøm, internationale Beauftragte der norwegischen Organisation Kvinnefronten (‚Frauenfront‘) und ehem. Sozialarbeiterin im Bereich der Prostitution;
Fiona Broadfoot, SPACE International (‚Survivors of Prostitution Abuse Calling for Enlightenment‘). Fiona geriet mit 15 in die Prostitution. Ihr gelang der Ausstieg und seither kämpft sie für die Überwindung der Prostitution;
Ulla Jelpke, MdB, innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Deutschen Bundestag
Da drei der Gäste auf Englisch vortragen werden, wird es eine Übersetzung ins Deutsche geben.
VeranstalterInnen: DIE LINKE Köln, Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (ASF) Köln, Der Wendepunkt (Sozialisten und weitere Aktive an der Uni Köln), DieLinke.SDS Köln, Feministische Partei DIE FRAUEN, Initiative gegen die Ausbeutung von Frauen in der Prostitution (inga e.V.), Linksjugend ['solid] Köln, Sozialistisches Forum Rheinland (SoFoR)
Weitere Informationen und Linksammlung zum Thema auf:
http://die-linke-koeln.de/sexkaufverbot
Weitere Informationen zum Inhalt:
In Schweden begann 1999 ein ungewöhnliches Experiment. Mit rot-rot grüner Mehrheit wurde der Kauf von sexuellen Diensten unter Strafe gestellt. Ziel war es, Prostitution einzudämmen und eine veränderte Einstellung gerade bei potentiellen Käufern zu erzielen, ohne die Prostituierten selber zu kriminalisieren. Seit 2009 übernahmen Norwegen und
Island den Ansatz. In Frankreich, Kanada, Nord-Irland, Litauen und der Republik Irland sind ähnliche Gesetze in Vorbereitung. 2014 hat das Europäische Parlament mit der Mehrheit der Stimmen europäischer Linksparteien/nordischer Grüner, Sozialdemokraten und Christdemokraten die europäische Öffentlichkeit aufgerufen, sich mit der Frage der Prostitution und der Einführung von Sexkaufverboten zu befassen.
In Deutschland wurde Prostitution 2002 weitgehend liberalisiert. Der Betrieb von Bordellen und Sexkauf sind erlaubt. Zuhälterei und Werbung für Prostitution werden weitgehend geduldet. Mittlerweile vermutet die
Bundesregierung etwa 400.000 Prostituierte in Deutschland. In der Wahrnehmung des Auslands ist Deutschland zum Hort der Prostitution und zur Drehscheibe des Menschenhandels in Europa geworden.
Die Frage, wie es weiter gehen soll, ist nicht gelöst. Auch das nordische Modell wirft Fragen auf. Wie funktioniert es genau und was ist seine Geschichte? Welche Wirkungen hat ein Sexkaufverbot? Geht die Prostitution zurück, oder macht sie sich nur unsichtbar? Welche Auswirkungen hat das Gesetz auf den Menschenhandel? Wird Prostitution gefährlicher? Welche Haltung haben linke Parteien und feministische Gruppen in den nordischen Ländern zum Gesetz? Welche Kritikpunkte und weitergehende Forderungen vertreten sie? Wie wirkt so ein Gesetz auf den Rest der Gesellschaft? Macht es einen Unterschied für die Beziehungen von Menschen ohne Prostitutionskontakte, wenn Sexkauf verboten ist?
Und, ganz grundsätzlich: Ist Sexkauf Gewalt? Und kann es ‚selbstbestimmte Prostitution‘ geben oder ist die Abschaffung von Prostitution langfristig unser Ziel?
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