Mit Pegida und AfD ("Alternative für Deutschland") treten Rassismus, Antisemitismus und Rechtspopulismus massiver in die öffentliche Arena denn je. Lehrer*innen berichten, dass unter Schüler*innen auch die allerstärksten Ressentiments offen ausgesprochen werden. Teile der gesellschaftlichen „Mitte“ marschieren in Protestzügen mit offensichtlichen Neonazis. Das Bedürfnis, soziale Gruppen als „Andere“ zu markieren, um sie ausgrenzen zu können, ist schon lange vorhanden - es wird heute aber deutlicher manifestiert als während der Sarrazin-Debatte. Das erleben auch wir vom Forum Brasil. Der Rassismus gegenüber People of Color ist eine alltägliche Erfahrung. Er ist ein tief verwurzeltes Erbe aus der Kolonialgeschichte, das fortwirkt.
Hassgefühle gegenüber Muslimen, Juden, Flüchtlingen, People of Color und anderen Gruppen hängen auch mit geschürten Ängsten zusammen. „Die Fremden passen einfach nicht zu uns - ich will die nicht“, so eine typische Dresdner Pegida-Stimme. Rassisten betrachten die ihnen verhassten Menschen nicht als Individuen mit eigener Lebensgeschichte, sondern als Mitglieder einer Gruppe, welche wie festgenagelt sind in einer ihnen zugeschriebenen Kultur, Religion, ethnischen Herkunft oder Hautfarbe. Verbinden sich solche Projektionen noch mit Verachtung „der Politik“, „der Lügenpresse“ und Ideologien der Ungleichheit, sind wirre Bündnisse von Generalverbitterten die Folge. Aber nicht nur sie sind auf der Suche nach einem Feindbild, z.B. auch in jugendlichen Subkulturen grassieren Formen rassistischer und antisemitischer Menschenverachtung.
Aus welchen Quellen speist sich eigentlich das Begehren von Menschen, auf andere herabzuschauen?
Wissen wir das wirklich? Liegt gar ein gefährlicher Wandel unserer politischen Kultur in der Luft?
Immerhin ist die Jetztzeit voller Widersprüche: Es gibt breite Bündnisse gegen die rechte Welle und beeindruckendes zivilgesellschaftliches Engagement. Selbst die Kanzlerin warnt öffentlich vor Pegida & Co und bezeichnet Hetze gegen die Aufnahme von Flüchtlingen als „Kälte“. Auf das gefährliche Anschwellen rassistischer Verachtung können Politik und Zivilgesellschaft mit einem Aufbruch in eine effektive Antidiskriminierungspolitik durch Teilhabe antworten. Und ist es nicht höchste Zeit – auch mit dem Rückenwind von Institutionen –, neue alltagstaugliche Ideen und Projekte zu verwirklichen, um den Rassismus in den Köpfen und Gefühlen abzubauen? Wie könnten solche Projekte aussehen? Wie können sie gelingen?
Unsere Veranstaltung betreibt eine Spurensuche nach dem Alltagsrassismus im laufenden Leben, aber auch nach konkreten neuen Chancen für den Aufbruch in eine Gesellschaft des gelingenden
interkulturellen Zusammenlebens.
Veranstaltungsort:
Forum Brasil, Möckernstr. 72, 10965 Berlin
(am Fuße des Kreuzbergs)
Podium:
Fa Stollenwerk, afro-brasilianische Dipl. Psychologin und Psychotherapeutin
Judith Rahner, Antisemitismusexpertin, Amadeu Antonio Stiftung
Jugendliche aus dem Projekt juma; jung, muslimisch aktiv (Leiterin: Lydia Nofal)
Christel Gbaguidi, Flüchtlingsaktivist, Dokumentarfilmer, Gast auf dem Oranienplatz
Moderation: Wolfgang Lenk
Diese Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie
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