Autorenlesung mit Reiner David im Rahmen der Ausstellung „EINGESPERRT_AUSGESPERRT. Mensch sein heißt frei sein.“ von Jani Pietsch, Marie Rolshoven und Florian Voß
Reiner David (Berlin) wird aus seiner Biografie "Meine Akte. DDR 1969-1975" lesen. Nach zwei missglückten Fluchtversuchen saß er in über 10 Haftanstalten der DDR, bis er von der BRD freigekauft wurde.
Die Lesung findet im Rahmen einer Ausstellung statt:
Zwei Installationen thematisieren die ehemalige deutsch-deutsche Grenze und die tragische Situation der heutigen Flüchtlinge an der südlichsten EU-Grenze. Diskurse und Blickwinkel haben sich drastisch verändert und driften auseinander: Fluchthelfer an der deutsch-deutschen Grenze waren Helden, Fluchthelfer im Süden gelten als kriminelle Schlepper. DDR-Flüchtlinge waren willkommen, Migranten aus dem Süden sind es nicht.
Papst Franziskus nennt es die Globalisierung der Gleichgültigkeit. We are the Travellers of the Permanent Transit, sagen die Flüchtlinge.
Die südlichste Grenze Europas verläuft nicht auf europäischem Boden, sondern in Afrika. Melilla ist eine spanische Exklave mit 80.000 Einwohnern in Marokko. Von Europa und unserem friedlichen Leben ist Melilla so weit entfernt, dass wir hier nicht sehen, was an unserer Außengrenze geschieht. Melilla wurde mit Mitteln der Europäischen Gemeinschaft eingezäunt. Der Grenzzaun ist sechs Meter hoch und besteht aus drei Zaunanlagen hintereinander auf einer Länge von elf Kilometern. Peitschenlampen, automatische Scheinwerfer, Wärmebildsensoren, Kameras, Wachttürme und Patrouillenfahrzeuge erinnern an die innerdeutsche Grenze. Nur wenige Fluchtversuche über den Zaun gelingen. Flüchtlinge und Migranten verletzen sich am Maschengeflecht, an den Klingen des Natodrahts oder werden von den Grenzposten verletzt, sie stürzen verletzt ab und werden häufig ohne medizinische Hilfe und die Möglichkeit, Asyl zu beantragen, nach Marokko zurückgeschoben.
Eine filmische Endlosschleife der Grenzanlagen von Melilla hat Jani Pietsch mit einem vielsprachigen Stimmenteppich verbunden. Menschen, die ihr Land verlassen haben, sagen warum: Krieg, Bürgerkrieg, Verfolgung, Vertreibung, Arbeitssuche, Hoffnung auf ein besseres Leben, der Heimat überdrüssig, Liebe, auf der Suche nach einer besseren Ausbildung, Sehnsucht nach der unbekannten Welt....
Mit einer Lichtinstallation im Raum thematisiert Marie Rolshoven die Opfer der Berliner Mauer. Ein Beamer wirft die Namen der Opfer chronologisch an ein auf eine Wand projiziertes „Mauerbild“. Gleichzeitig strahlt ein Suchscheinwerfer die Besucher von hinten an. Die Namen addieren sich, von Ida Sieckmann, der ersten Toten vom 22. August 1961 bis zu Winfried Freudenberg, dem letzten offiziellen Toten am 8. März 1989. Die Namen erlöschen, wenn der Suchscheinwerfer sie erfasst hat. Insgesamt werden 137 Namen an das projizierte Mauerbild geworfen.
Die Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
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