Mit:
Charles Abrahams, Rechtsanwalt aus Kapstadt, juristischer Vertreter der Apartheid-Opfer bei der Entschädigungsklage gegen internationale Konzerne und Mametlwe Sebei, Johannesburg, Aktivist der Workers and Socialist Party (WASP), die die Minenarbeiter in ihrem Kampf unterstützt und vernetzt.
Die Bilder aus Südafrika, die vor fast eineinhalb Jahren um die Welt gingen, sind wieder in Vergessenheit geraten: Mehr als eine Minute schossen Polizisten am Rande des Orts Marikana mit automatischen Waffen in eine Menschenmenge. In dem Kugelhagel starben 34 streikende Bergleute. Sie waren zusammen mit tausenden weiteren Arbeitern eine Woche zuvor in einer Platinmine, die zum britisch-südafrikanischen Lonmin-Konzern gehört, in einen wilden Streik getreten.
Die Arbeitsbedingungen in den Minen haben sich seit dem Ende der Apartheid und ANC-Verzicht auf jegliche Form von Verstaatlichung der Schlüsselindustrien kaum verbessert. Tödliche Arbeitsunfälle sind häufig, bei einem Monatslohn von umge-rechnet 400 Euro sind die Arbeitstage vielfach bis zu 14 Stunden lang. Viele der Bergleute leben am Rande der Minen in Wellblechsiedlungen ohne regulären Zu-gang zu Strom und Wasser.
Nach dem Massaker an streikenden Minenarbeitern ist die Streikwelle auf viele Mi-nen und andere Branchen übergeschlagen. Dies hat den Konflikt zwischen der alt-eingesessenen National Union of Mineworkers (NUM), die auch im Gewerkschafts-dachverband COSATU tonangebend ist, und der neu entstandenen Association of Mineworkers and Construction Union (AMCU) weiter angefeuert.
Nicht nur das Ereignis selbst weckt Erinnerungen an die Massaker des Apartheid-Staates, sondern auch die Reaktion der Polizeiführung und der Verantwortlichen. Diese verdeutlichten, wie unverhohlen der Klassencharakter des neuen Südafrika zu Tage treten kann.
Bei der Abendveranstaltung wird die Frage thematisiert, ob sich in Südafrika eine neue Kultur der Straflosigkeit bei Verbrechen gegen die Armen und Ausgebeuteten etabliert. Daneben wird der Rolle der Gewerkschaften, der Verantwortung internatio-naler Rohstoff-Konzerne und der Bedeutung der Untersuchungskommission zu den Ereignissen nachgegangen.
Inwiefern Marikana als ein Wendepunkt für einen neuen Aufschwung von Arbeits-kämpfen gelten kann, in dem die uneingelösten sozialen Versprechen des antikolo-nialen Befreiungskampfs erneut auf die Tagesordnung gesetzt werden, wird zentraler Gegenstand der Veranstaltung sein.
Teilnahme frei.
Anmeldung unter: global@bildungswerk-boell.de
Eine Veranstaltung des Bildungswerks Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit dem Arbeitskreis Internationalismus der IG Metall Berlin
Diese Veranstaltung wird realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
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