Bremen. Der 100. Jahrestag der Entfesselung des Ersten Weltkriegs wirft seine Schatten voraus. Am Mittwoch, 30. Oktober, wird der bekannte Militärhistoriker Wolfram Wette in Bremen einen Vortrag zum Thema "1914: Der Wille zum Krieg" halten. Die Veranstaltung findet um 19.30 Uhr im "forum Kirche, Hollerallee 75 statt. Wette, einst Mitarbeiter des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, gehört zu den bislang wenigen Historikern, die dem "Schlafwandler"-Buch von Christopher Clark widersprechen. Der australische Historiker wartet in seinem neuen Buch mit der Botschaft auf, die zivile und militärische Reichsleitung des Kaiserreiches trage nicht mehr Schuld am Krieg als die Vertreter der anderen Großmächte. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, haben die großen Redaktionen der deutschen Presse Clarks Werk bislang begeistert gefeiert. Als Volker Ullrich in der ZEIT am 17. September vorsichtige Kritik übte, auch an der „jubelnden Zustimmung einiger deutscher Fachkollegen“, setzte ein Sturm der Entrüstung der ZEIT-Leser gegen ihn ein. Warum die Aufregung? Was ist dran an den Relativierungen Clarks? Ist die dokumentengesättigte Untersuchung, die Fritz Fischer in seinem Buch „Griff nach der Weltmacht“ vorlegte und die zu einem „Historikerstreit“ führte, damit wirklich überholt? In der sogenannten „Fischer-Kontroverse“ hat schließlich die Auffassung, dass das kaiserliche Deutschland die Hauptschuld an der Entfesselung trage, weitgehende Anerkennung gefunden. Welche Argumente bringt Clark vor, um den offenbar noch immer unbequemen Konsens zu widerlegen?
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