In heutigen Gesellschaften spiegelt der öffentliche Raum ein Spannungsfeld zwischen dem Entfaltungswillen einzelner Individuen und einem verbindlichen Netz sozialgemeinschaftlicher Regeln wider. Er wird Begegnungsfeld von Mehrheiten und Minderheiten, Geschlechtern und Generationen. Im Iran ist die Gestaltung wie auch die Nutzung des öffentlichen Raumes von religiösen und anderen Regeln bestimmt und begrenzt. Dies zeigt sich allerorten: neben der Werbung globaler Ladenketten prangen riesige Banner mit schiitischen Heiligen, religiösen Führerfiguren und frommen Erbauungssprüchen. Die islamischen Bekleidungsvorschriften und die Geschlechtertrennung stellen zwei besonders offenkundige Aspekte dar, die den Alltag auch im äußeren Erscheinungsbild stark prägen.
Neben den vom Staat bzw. der Staatsreligion klar vorgegeben und strikt einzuhaltenden Regeln und Grenzen ist der öffentliche Raum aber auch in einem erheblichen Maß von sozialen Instanzen und Traditionen bestimmt. Vor allem die Familie, aber auch Nachbarschaft und Kollegenkreis melden Ansprüche an ihre einzelnen Mitglieder an, mit denen sie massiv in deren Leben eingreifen und ihnen weitere Regeln und Grenzen auferlegen.
Trotz dieser staatlichen und gesellschaftlichen Einschränkungen – und vor allem trotz Repression und Zensur - entstehen im Iran weiterhin gesellschaftskritische und aussagestarke Filme. Dies ist nur möglich, weil Filmschaffende, Autorinnen und Autoren und Kulturschaffende immer wieder neue Räume für ihre Kreativität auftun, in denen sie sich verorten und ihre Werte und Anschauungen entwickeln und verteidigen können. Mit der Schaffung neuer geistiger Lebensräume können sie gegen die vermeintliche politische Erstarrung ankämpfen.
Die an jeweils vier Tagen in Berlin und Köln vorgestellten Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilme sollen die Lebendigkeit, Vielfalt und Vielschichtigkeit der iranischen Gesellschaft aufzeigen und damit auch die iranischen Künstlerinnen und Künstler in ihrem steten Einsatz um Pluralität und Meinungsvielfalt unterstützen.
Mit:
Negar Tahsili (Regisseurin, Iran)
Loghman Khaledi (Regisseur, Iran)
Massoud Bakhshi (Regisseur, Iran)
Kurator: Amin Farzanefar
Eine Kooperation mit dem Kino in der Kulturbrauerei Berlin
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