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Eine Kritik der schwarzen Vernunft

In Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung
Am 6. Oktober 2015 20:00

Beschreibung

Eine Kritik der schwarzen Vernunft
Reihe: Das Unbehagen in der Kultur im Spätkapitalismus

Über Rassismus wird oft in einer unzureichenden, also fatal unangemessenen Sprache gesprochen. Denn seine Geschichte nährt sich seit Jahrhunderten aus einem „Brunnen der Phantasmen“, aus dem in der Geschichte des europäischen Kolonialismus ein zugleich reales wie fiktives Subjekts entspringt, das eine schwarze Hautfarbe hat, verschleppt, verkauft und brutal beherrscht werden muss, um es zum nackten Ausbeutungskörper für die Warenproduktion zuzurichten. Der Kameruner Historiker und Philosoph Achille Mbembe hat in seiner „Kritik der schwarzen Vernunft“ den Rassismus mit einer Tiefe und Komplexität analysiert, die bis in die aktuellen Konstellationen des Postkolonialismus und der sozialen Kämpfe um Selbstbestimmung hineinreicht. „Schwarze Vernunft“ ist ein polemischer und mehrdeutiger Ausdruck – er meint Gestalten des Wissens, ein Ausbeutungs- und Ausraubungsmodell, Strategien der Unterwerfung und Modalitäten ihrer Überwindung sowie einen psychischen Traumkomplex. Wir nähern uns diesem ungemein klugen Text.

Vortrag und Diskussion mit Dr. Wolfgang Lenk

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Infos im Bildungswerk: Birgit Guth, guth@bildungswerk-boell.de

Die Veranstaltung wird realisiert mit Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.

Allgemeine Hinweise zur Reihe: "Das Unbehagen in der Kultur des Spätkapitalismus":

Sigmund Freud analysierte in seinem Klassiker "Das Unbehagen in der Kultur" einen anthropologischen Konflikt zwischen den menschlichen Triebstrukturen und den Verhaltenszumutungen gesellschaftlicher Ordnungen. Sein berühmtes Buch, 1930 erschienen, war auch ein Dokument der genauen Beobachtung seiner Zeit. Im damaligen Europa zeichneten sich deutlich die Gefahren von Krieg, weiteren Diktaturen und autoritär sozialisierten, unterwerfungsbereiten Massen ab.

Aus drei Quellen des Leidens drohen dem menschlichen Lustprinzip durch die jeweilige Kultur (im weiteren Sinne von Zivilisation und Herrschaft) Einschränkungen nach Freud: 1. aus dem eigenen Körper, der von Alterung und Krankheiten geschwächt wird, 2. aus den gesellschaftlichen Machtverhältissen, insbesondere Ökonomie, Politik und Krieg, 3. aus den Beziehungen zu anderen Menschen (im weiteren Sinne von Privatheit und Vergemeinschaftung).

Ohne Frage haben die von Freud theoretisch entwickelten Spannungen zwischen menschlichem Begehren, Selbstbildern und sozialen Ordnungen heute eine veränderte historische Gestalt angenommen - und sie werden in den heutigen philosophischen und humanwissenschaftlichen Diskursen auch mit sehr unterschiedlichen Theorieansätzen beschrieben. Die gegenwärtige kulturelle Symptomatologie des Spätkapitalismus bietet eine Menge Rohstoff für die drei Freudschen Quellen des Unbehagens in unserer Zeit. Machtsysteme und Medienkulturen erzeugen fortlaufend neue Bilder und Konzepte des Körpers, der Gesellschaft und des privaten Lebens.
Die Vortragsreihe geht von Freuds Erkenntnismotiv aus (woher speist sich das Unbehagen in der Kultur?), stellt aber neue Bücher mit klugen und relevanten Analysen der Jetztzeit vor. Sie greift das gewachsene Aufklärungsinteresse, das in der Gesellschaft existiert, auf. So geht es bei der Veranstaltung im Kern um die Vermittlung von solidem Wissen über bedeutende Diagnosen unserer Zeit in der Form von einführenden und verständlichen Vorträgen mit anschließender Diskussion.

Kommentare

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