Spätestens seit Beginn der Arabellion 2010 gehören Handyvideos von weltbewegenden Ereignissen zum Nachrichtenalltag, vielleicht sind die oftmals wackeligen und unscharfen Bilder sogar Katalysator der Veränderung. Die allseits verfügbaren technischen Mittel ermöglichen das Filmen von Situationen und Perspektiven, zu denen Fernseh– und Kamerateams kaum einen Zugang haben. Unter journalistischen Gesichtspunkten ist das mit Blick auf die Verifizierbarkeit von Fakten manchmal problematisch, doch auf der anderen Seite können diese Bilder eine Gegenöffentlichkeit zu den unterkühlten und distanzierten Nachrichten schaffen und im besten Fall den Blick auf einen Alltag lenken, der der westlichen Welt für gewöhnlich verborgen bleibt.
Aus diesem Grund sind die Medien Film und Video für die Dokumentation von Flüchtlingserfahrungen und –kämpfen von großer Bedeutung. Inzwischen gibt es einige Dokumentarfilme, die authentische Aufnahmen verwenden, so gab z.B. die Filmemacherin Miriam Fassbender den Protagonisten ihres Dokumentarfilms FREMD eine Kamera mit auf den Weg, um Situationen aus dem Fluchtalltag einzufangen. Und auch Mary Jiménez verwendet in ihrem Film HÉROS SANS VISAGE / FACELESS HEROES teilweise Handy-Originalaufnahmen von Flüchtlingen. Fast bedeutsamer ist jedoch, dass die Leute nun selbst in der Lage sind, ihre Erlebnisse zu dokumentieren und auf eine immersive Art auf zum Teil unmenschliche Bedingungen ihrer Flucht oder in Lagern aufmerksam zu machen.
Im Mittelpunkt des Workshops stehen folgende Fragen: Wie können Handy-Aufnahmen und Film kommunikations-strategisch und politisch eingesetzt werden? Beispiele von Crosspoint und von Boats4people / Watch the Med werden vorgestellt. Gibt es einen Widerspruch zwischen den Wünschen, einerseits den Flüchtlingen „ein Gesicht“ zu geben und andererseits niemanden repräsentieren oder gar vorführen zu wollen? Wie sind die Beziehungen zwischen Handy-Usern und DokumentarfilmerInnen? Beherrschen wir die Kommunikations-technologie oder beherrscht sie uns? Gibt es narrative Unterschiede zwischen dem face-to-face-Alltag der Kämpfe und der filmischen Erzählung?
mit:
Mary Jiménez (Regisseurin, Belgien)
AktivistInnen der Medien-Initiative „crosspoint“
Helmut Dietrich (Forschunsgesellschaft Flucht und Migration)
Teilnahme kostenfrei
Anmeldung per E-Mail bei Simon Cames unter: cames@bildungswerk-boell.de
Die Beiträge sind teilweise auf Englisch und werden konsekutiv ins Deutsche übersetzt
Dolmetscher: Max Henninger
Die Veranstaltung wird realisiert aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin
Veranstaltung eingepflegt mit dem Importer FbEventsImporter object (11) von Julia Brenner | 6 Jahre, 12 Monate her |