Rückblick und Bilanzierung
Die Konferenz beginnt mit einer Bilanz der letzten zehn Jahre des internationalen Engagements in Afghanistan. Gemeinsam mit den Gästen aus der Region fragen wir nach dem aktuellen Stand der politischen Entwicklungen, der Tragfähigkeit der demokratischen Institutionen und der Rechtsstaatlichkeit in Afghanistan. Trotz des massiven zivilen und militärischen Engagements der internationalen Gemeinschaft bleiben die Entwicklungen in Afghanistan aus Sicht der Bürger/innen sowie des ’Westens‘ hinter den Erwartungen zurück.
Der Ausbau staatlicher Institutionen verläuft schleppend, die Bürger/innen wenden sich vom Staat ab und die noch fragilen Strukturen sind immer größeren Herausforderungen durch Aufständische ausgesetzt. Die Taliban sind nach wie vor ein zentraler Faktor, doch wird die Frage, ob und in welchem Maße die Taliban in den politischen Prozess einbezogen werden sollten, kontrovers diskutiert.
Afghanistan auf Sendung
Fernsehen beispielsweise war unter den Taliban in Afghanistan verboten, heute ist es eine Freizeitbeschäftigung des Großteils der afghanischen Bevölkerung. Rund 97 Prozent der Teilnehmer/innen einer hbs-Jugendstudie in Kabul gaben an, regelmäßig fernzusehen und kennen sich in der Nachrichten- sowie der Unterhaltungsszene der Sender gut aus. Der erfolgreichste afghanische TV-Sender, Tolo-TV, erreicht landesweit bis zu 60 Prozent der Bevölkerung. Den Einfluss der neuen Medienformate diskutieren wir mit Vertretern/innen der afghanischen Medienwelt.
Afghanistan als Staat der Bürgerinnen und Bürger?
Wie hat sich die afghanische Zivilgesellschaft in den vergangenen zehn Jahren entwickelt? Sind Menschenrechte auf dem Vormarsch oder in der Defensive? Stehen speziell die Rechte der Frauen unter Druck? Welche Rolle spielt der Islam in der (gesellschafts-)politischen Entwicklung des Landes?
Insgesamt haben sich in Afghanistan in den vergangenen Jahren ethnische und religiöse Gräben vertieft. Hierzu trägt die geringe Ausprägung des Parteiensystems bei, doch auch zivilgesellschaftliche Organisationen werden als Vertreter von Partikularinteressen – oder westlicher Interessen – wahrgenommen. Die unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Landesteilen wirft die Frage auf, inwieweit überhaupt die Interessen der Gesamtbevölkerung verfolgt werden können. Mit fachkundigen Vertretern der afghanischen Zivilgesellschaft gehen wir diesen Fragen nach.
Die „unruhige“ Nachbarschaft – sicherheitspolitische Rivalität und Zusammenarbeit in der Region
Die Zukunft Afghanistans liegt auch in den Händen der Nachbarstaaten. Sicherheitspolitische Rivalität und die Sicherung von Interessenssphären scheinen einer positiven Entwicklung Afghanistans entgegenzustehen. Insbesondere die afghanisch-pakistanischen Beziehungen sind von gegenseitigem Misstrauen geprägt. Wohl wissend, dass die regionalen Mächte eine entscheidende Rolle in Afghanistan spielen, findet im Oktober 2011 eine große Regionalkonferenz in der Türkei statt. Das dritte Panel widmet sich diesen Staaten und analysiert ihre jeweilige Bedeutung für die Entwicklung des Landes aus afghanischer Perspektive.
Zukunftsperspektiven
Petersberg bei Bonn ist ein historischer Ort – nicht nur in der deutschen, sondern auch in der afghanischen Geschichte. Vor zehn Jahren wurde dort das Petersberger Abkommen geschlossen, das den demokratischen Transitionsprozess Afghanistans beschrieb. Dort wurde das Fundament für das bis heute andauernde zivile und militärische Engagement der internationalen Gemeinschaft gelegt. Doch während sich das militärische Engagement bis 2014 dem Ende neigt, bleibt das zivile Engagement bestehen. Auf der Außenministerkonferenz in Bonn geht es daher auch um die Frage, was mit Afghanistan geschieht, sobald die internationalen Truppen das Land verlassen haben. Im Rahmen unseres Abschlusspanels widmen wir uns diesem Themenkomplex und stellen die Abzugs- und Zukunftsperspektiven des Landes in den Mittelpunkt.
Veranstaltung eingepflegt mit dem Importer FbEventsImporter object (13) von Julia Brenner | 6 Jahre, 12 Monate her |